St. Petersburg, Masterarbeit in dem kleinen „Research and Technology Office“ der Firma BOSCH
Für mich stand fest, dass eine akademische Ausbildung erst dann vollständig ist, wenn man im Zuge dessen auch einen längeren Auslandsaufenthalt absolviert hat, auch wenn es im Curriculum nicht vorgeschrieben ist.
Meine Wahl viel deshalb auf Russland, da ich meine Auslandserfahrung außerhalb Europas sammeln wollte und mich die Schrift, Sprache und Kultur in Russland reizten. Neben der historischen Vergangenheit interessiert mich vor allem auch das heutige Leben im geographisch größten Land der Welt, und da nichts über die direkte Begegnung geht, beschloss ich mir mein eigenes Bild zu machen und im Kleinen den Deutsch-Russischen Austausch zu stärken.
Thematisch beschäftige ich mich hier mit der Kavitationserrosion, einem Strömungsphänomen in flüssigen Medien, das zu einem meist ungewollten Materialabtrag an Bauteilen führt. In einem kleinen Labor führe ich Experimente mit unterschiedlichen Fluiden und Probenmaterialien an einem Ultraschall-Schwingungsprüfstand durch, um so die auftretende Erosion bei unterschiedlichen Bedingungen zu charakterisieren. Zudem simulieren wir den Aufbau in CFD auf einem Hochleistungsrechner, um so das Problem umfassender zu analysieren. Dabei arbeitet die Forschungsgruppe intensiv mit den Kollegen der Konzernforschung in Deutschland zusammen, betreibt aber genauso einige Projekte mit der Polytechnischen und der State University hier in St. Petersburg. Auch mit diversen russischen Startup-Unternehmen wird zusammengearbeitet. Das Ganze geschieht hier sehr professionell, international und auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau, gleichzeitig spürt man stark den russischen Kultureinfluss, der sich natürlich auf die tagtägliche Arbeitspraxis auswirkt. Daher ist für meinen Arbeitsalltag Englisch meist ausreichend, aber außerhalb der Arbeit wird es abseits der ganz zentralen Touristenstellen ohne Grundkenntnisse der Russischen Sprache schwer.
Für meine Stelle soll es nun regelmäßig Nachfolger geben (Praktikum oder Abschlussarbeit), die dann auch offiziell über das Austauschprogramm des DAAD „Going East – Russland in der Praxis“ gefördert werden sollen. Dazu gehört auch ein einwöchiges Einführungsseminar an der „Higher School of Economics“, ein begleitendes Teamprojekt zu einem Management-Thema über die 6 Monate und ein zweitägiges Abschlussseminar in Moskau. Aus meiner Sicht ein tolles Programm, für das es sich lohnt Werbung zu machen.