Bericht über meinen ERASMUS-Aufenthalt
an der NTNU Trondheim im Wintersemester 2013/14
Schneebedeckte Berge und naturverbundene Menschen. Tief in die Felsen eingeschnittene Fjorde. Fruchtbare Täler und bezaubernde Dörfer. Unberührte Natur. Diese Bilder hatte ich vor Augen als ich mich für ein Auslandssemester an der NTNU Trondheim entschieden habe. Und ich sollte nicht enttäuscht werden!
Angereist bin ich mit dem Flugzeug über Amsterdam direkt nach Trondheim. Was die Unterkunft in Trondheim anging hatte ich Glück, mir wurde schon vor meiner Abreise ein Platz in einem Wohnheim für Erasmus-Studenten zugesichert. Viele Austauschstudenten mussten zu Beginn des Semesters nämlich in Notunterkünften übernachten (“Roof over your head”) bis sie ein (teures) Zimmer auf dem privaten Wohnungsmarkt ergattern konnten. So lebte ich zwar nicht mit Norwegern zusammen, hatte dafür aber die Gelegenheit Menschen aus ganz Europa kennenzulernen.
Vor Beginn des eigentlichen Semesters bietet die NTNU eine “Welcome Week” an, während der neben den üblichen Infoveranstaltungen auch Wanderungen, Bootstouren etc. angeboten werden. Diese bieten die ideale Möglichkeit Leute kennenzulernen. An der NTNU habe ich die Kurse “Energy from Environmental Flows”, “Engineering Fluid Mechanics, Specialization Course” und “Space Technology I” belegt. Zusätzlich habe ich noch einen Norwegisch-Kurs besucht. Zum Uni-Alltag lässt sich sagen, dass es zwar weniger Präsenzveranstaltungen als in Deutschland gibt, man dafür aber während des Semesters ständig irgendwelche Projekte, Hausaufgaben und Reports abgeben muss, deren Anerkennung die Voraussetzung zur Teilnahme an der Prüfung ist. Highlight hierbei war der Bau einer eigenen Windturbine. Diese wurden während des Semesters in Gruppen bestehend aus drei norwegischen und drei internationalen Studenten komplett selbst entwickelt und zum Abschluss im Windkanal getestet. Die Prüfungen selbst sind dann meist nicht mehr so wild und die Zeit ist in der Regel ebenfalls großzügig bemessen. Generell sehr angenehm ist, dass sich in Norwegen alle duzen, sodass selbst der Professor mit Reidar angeredet wird. So werden etwaige Hemmungen schnell abgebaut. Die Infrastruktur auf dem Campus ist einzigartig. Es gibt eine Bibliothek (in der man sogar essen darf) mit ansehnlichen Beständen und einem unkomplizierten Leihsystem, unzählige Lese- und Gruppensäle sowie Computerarbeitsplätze an denen man sogar kostenlos drucken kann.
Zum Ausgleich und Abschalten vom Lernen gibt es den Sportverein NTNUI. Als Mitglied kann man alle Angebote von Aikido bis Windsurfen das ganze Semester ausprobieren. Die Mitgliedschaft ist auch dahingehend absolut empfehlenswert, da die Norweger allesamt sehr sportaffin sind und man daher über den Sport auch leicht in Kontakt mit Einheimischen kommt. Trondheim selbst ist eine wunderschöne Stadt. Sie liegt eingebettet zwischen Höhenlagen bis 500 m und dem Trondheimsfjord, in dem man im Sommer sogar baden kann! Trondheim überzeugt durch die infrastrukturelle Ausrichtung auf ungefähr 25000 Studenten. Die Altstadt liegt auf einer Fast-Insel und ist prinzipiell auch kulturelles Zentrum der 180000 Einwohner-Stadt. Dort gibt es mehrere Theater, Kleinkunstbühnen, unzählige Cafes, Bars und natürlich den imposanten Nidaros-Dom. Um die Altstadt herum findet sich ein Gürtel aus geradezu niedlichen Wohnvierteln, der sich auch schon mal recht steil den Hang hochschiebt. Holzhäuser, enge Gassen und nicht zuletzt „Christiansten Festning“ laden zu ausgiebigen Spaziergängen und Grillabenden ein. Einkaufsmöglichkeiten sind gut über die Stadt verteilt, und einige Supermärkte haben sogar Sonn- und Feiertags geöffnet. Eine der schönsten Tatsachen an Trondheim ist die Lage in Bezug auf Wald und Wasser. Man kommt wirklich aus jedem Ort der Stadt innerhalb kürzester Zeit in eine der „Markas“, die im Sommer mit dutzenden Wanderpfaden, im Winter mit noch mehr Loipen warten, und deren Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ganz ausgezeichnet ist. Überhaupt funktioniert das Bussystem mit engen Taktzeiten auf den Hauptrouten und angesichts des Winters relativ reibungslos. Das Leben in Trondheim ist vor allem eins: teuer! Die Preise für Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände und Zimmermieten sind exorbitant, was Norwegen zum teuersten Land der Welt macht. Hier möchte ich ein paar Beispiele zur Verifikation angeben: ein Liter Milch kostet im Supermarkt 2,50 Euro, ein Döner Kebab kostet ca. 12 Euro und ein Bier in der Kneipe 9 Euro. An dieser Stelle möchte ich mich daher noch einmal ausdrücklich bei der Reissner-Stiftung für die finanzielle Unterstützung meines Auslandsstudiums bedanken. Diese hat mir das Leben in Trondheim doch sehr erleichtert! Wie eingangs schon erwähnt ist Norwegens Landschaft wirklich einmalig. Egal ob ein Ausflug zur “Atlantic Ocean Road”, Kajakfahren auf dem Geirangerfjord, Wanderungen zu “Trolltunga” und auf dem Jostedals-Gletscher oder eine Reise zu den Lofoten, die Eindrücke die ich dabei sammeln durfte waren jedes Mal faszinierend und haben bleibenden Eindruck hinterlassen! Natürlich darf auch das Thema Wetter zum Abschluss nicht fehlen. Ich war ja im Wintersemester in Trondheim und konnte damit die kalten, dunklen Wintertage (im Dezember ist es von 10 bis 14 Uhr “hell”) miterleben. Und ich kann nur empfehlen, Norwegen einmal in dieser Jahreszeit zu besuchen. Der Anblick der hell erleuchteten und unter einer Schneedecke liegenden Stadt ist wunderschön. Und wenn dann noch die berühmten Polarlichter am Himmel auftauchen ist die Magie perfekt!